Kaffee-Ursprungsreise nach Kolumbien
22. Mai 2024
Ein Bericht von Tim Eggel (Teamleiter Einkauf Professional)
Voller Vorfreude starteten Raphael Steinberg , Ralph Beranek und ich die Reise nach Kolumbien. Wir starteten mit einer Kaffeeverkostung bei der Initiative „Federación Nacional de Cafeteros de Colombia“ (FNC).
Pitalito (Region Huila)
In Hula gibt es ca. 84.000 Kaffeefarmer, welche auf einer Fläche von ca.145.741 Hektar Kaffee anbauen. Es gibt in der Region zwei Ernten: von circa September–Dezember (main crop) und von Mai–Juli (mitaca crop). Wir besuchten zunächst das Coffee Grower Lab von Nestor und hatten dort die Möglichkeit, außergewöhnliche Micro-Lots zu verkosten. Am nächsten Tag stand der Besuch von zwei Kaffeefarmen in Huila auf dem Programm. Die Farmen von Alexander und Fanny liegen auf einer Anbauhöhe von ca. 1.600–1.700 Metern. Die Farm von Alexander hat eine Größe von ca. 8,4 Hektar. Dort werden hauptsächlich die Varietäten Cattura, Colombia, Bourbon und Geisha angebaut. Von Anfang an lag der Fokus von Alexander auf dem Thema Qualität. Es waren unzählige Versuche nötig, bis er für sich die beste Aufbereitungsmethode gefunden hat.
Die zweite Finca ist seit über 80 Jahren familiengeführt und wird von Fanny geleitet. Aktuell werden auf der Farm ca. 10 verschiedene Varietäten angebaut – etwa Cattura, Tabi, Bourbon und Geisha.
Fanny und Alexander strahlen beide enorme Professionalität und Leidenschaft für den Kaffeeanbau aus, was sich am Ende des Tages im Endprodukt bemerkbar macht. Dank ihrer freundlichen und offenen Art haben wir tolle und interessante Tage in Huila erlebt, ehe es für uns weiterging nach Santa Marta.
In Santa Marta starteten wir den nächsten Tag mit einem Besuch im Hafen. Der Hafen ist eher klein, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Aktuell arbeiten etwa 300 Mitarbeitende im Hafen von Santa Marta. Hier wird die komplette Lieferkette kontrolliert und die entsprechenden Dokumente vorbereitet. In einem separaten Bereich werden nahezu alle Kaffeecontainer nochmals gesondert kontrolliert. So wird sichergestellt, dass auch die versprochene Qualität bzw. die Mindestqualität das Land verlässt.
Im Anschluss ging es für uns weiter zur Kooperative Red Ecolsierra in Sierra Nevada de Santa Marta.Die Kooperative wurde 1997 gegründet und hat 300 Mitglieder, die ausschließlich Bio & Fairtrade-zertifiziert sind. Hier nahm uns Mildrid herzlich in Empfang. Sie verantwortet die Qualitätskontrolle und ist seit über 20 Jahren Gemeinschaftsvertreterin der Kooperative Red Ecolsierra. Neben Kaffee wird häufig noch Honig produziert, und seit neuestem Kakao angebaut. Auch der Tourismus ist eine zusätzliche Einnahmequelle für die Mitglieder der Kooperative. Sierra Nevada ist das größte Anbaugebiet für Bio Kaffee in Kolumbien. Red Ecolsierra produziert zudem ihren eigenen Bio Dünger und bietet ein Best Practice Programm an, um die Farmer weiterzubilden.
Am nächsten Tag besichtigten wir gemeinsam mit Mildrid die Farm La Colina von Victor. Die Farm liegt auf einer Höhe von ca. 1.450 Metern, umgeben von Wald und einer traumhaften Natur. Auf ca. 10 Hektar baut Victor‘s Familie hier Kaffee an. Die Sozialprämie von Fairtrade hat Victor bspw. in das Haus sowie in Fermentationstanks investiert. Besonders stolz berichtete uns Victor, dass die zusätzliche Prämie von Fairtrade seiner Tochter ein Universitätsstudium ermögliche. Die Erfahrungen auf der Farm von Victor zeigten uns noch einmal eindrücklich, dass es für die Kleinbauern einen großen Unterschied macht, wenn wir bereit sind, nur ein wenig mehr für den Kaffee zu bezahlen. Dadurch haben die Kleinbauern ein gutes Auskommen, können sich bessere medizinische Versorgung und Schulbildung für Ihre Kinder leisten.
Weiter ging es für uns zur Cincinnati Farm in Sierra Nevada de Santa Marta. Die 1898 gegründete Farm hat eine Gesamtfläche von ca. 700 Hektar, auf ca. 150 Hektar davon wird Kaffee angebaut, die restlichen 550 Hektar sind ein Naturschutzgebiet. Kaffee wird hier auf Höhen zwischen 1.050–1.600 Metern angebaut. Die Farm machte einen sehr guten Eindruck, mit motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeitenden. Den nächsten Morgen starteten wir mit einem frisch gebrühten Kaffee, den wir bei einem Spaziergang über die Kaffeeplantage genießen konnten. Im Anschluss setzten wir unsere Reise mit Juan von Lohas Beans fort. Lohas Beans ist ein Exporteuer und arbeitet mit verschiedenen Kooperativen zusammen, u.a. Coocafe SN und Cooagronevada.
Zusammen mit Juan besichtigten wir die Finca La Juliana von Marta. Marta arbeitet bereits seit 8 Jahren mit der Kooperative Cooagronevada zusammen, die im Oktober 2007 gegründet wurde. Insgesamt besteht die Kooperative Cooagronevada aus 44 männlichen und 21 weiblichen Mitgliedern, die jährlich etwa 360.000 kg Rohkaffee produzieren.
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit bestehenden und neuen Partnern und sind mit ein paar spannenden Ideen im Gepäck zurückgereist.“
Auf unserer Kaffeereise bekamen wir einen sehr guten Überblick über den Kaffeeanbau in Kolumbien – angefangen von Kleinfarmern und Kooperativen über größere Farmen und Exporteure bis hin zur Arbeit im Hafen. Wir durften auf unserer Reise tolle Menschen kennenlernen, die alle die Leidenschaft für das Thema Kaffee verbindet. Denn nur durch die mühevolle Arbeit vor Ort auf den Farmen können wir täglich unsere Tasse Kaffee genießen.